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Donnerstag, 26. Mai 2022
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1938 wurde auf dem Hallwilersee ein beeindruckender Weltrekord aufgestellt. Heinz Bertschi lässt dieses historische Ereignis in seinem Dokumentarfilm wieder aufleben.
Lenzburg Es gibt 22 Plätze auf der Welt, an denen Weltrekorde aufgestellt wurden - sei es zu Land oder zu Wasser. 20 dieser Orte werden touristisch genutzt. Es gibt aber zwei Orte, deren historische Bedeutung in Vergessenheit geriet: Locarno und der Hallwilersee. In beiden Fällen war es der Engländer Malcolm Campbell, der jeweils mit unterschiedlichen, schnellen Gefährten einen Rekord brach.
Am Hallwilersee wurde am 17. September 1938 Geschichte geschrieben. Mit seinem selbst konstruierten Rennboot erreichte er mit einer Geschwindigkeit von 210.67 km/h einen Weltrekord. Campbell wurde gross gefeiert - dennoch geriet der Tag am Hallwilersee schnell wieder in Vergessenheit. «Leider», findet Heinz Bertschi, der in der Region Lenzburg wohnt. «Schliesslich war dies ein historischer Tag.»
Vor rund 18 Jahren stiess Heinz Bertschi durch Zufall auf die Geschichte, weil ihm ein Artikel in die Hände fiel. Er suchte damals im Internet nach weiteren Informationen - doch er fand kaum welche. Er schob es darauf, dass das Internet zu dieser Zeit noch nicht ganz so voller Informationen war. Im Jahr 2006 schliesslich fand er beim Aufräumen zu Hause den Zeitungsartikel wieder, der schon acht Jahre zuvor sein Interesse geweckt hatte. Nun wollte er es nochmals wissen und ging auf die Suche. Enttäuscht stellte er fest, dass nach wie vor keine Informationen im Internet zu finden waren. Also beschloss er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Er begann zu recherchieren. Er wühlte im Zeitungsarchiv, in Bibliotheken, suchte Kontakte. Immer weitere Details konnte er finden. Und im Jahr 2008 erhielt er schliesslich einen anonymen Brief.
«Ich erhielt einen Umschlag mit vier Originalfotos dieses Tages», verrät er. Das habe ihn riesig gefreut. Inzwischen wisse er, wer ihm die Fotos zugespielt habe. «Damals hatten wohl auch andere Anspruch darauf, deswegen der anonyme Brief», so Bertschi.
Seine Suche ging weiter und wurde von immer grösseren Erfolgen gekrönt. Im Jahr 2009 stiess er auf 800 Blätter Schreibverkehr. «Wer sucht, der findet», sagt der Familienvater dazu und lacht. Es kam immer mehr dazu: Statuten, Modelle, Werbeartikel von damals, Mäscheli, die sich die Zuschauer damals angesteckt hatten, und vieles mehr. Bertschis grösster Stolz: Der Besitz eines Pennys, der sich während des Weltrekords in der Hosentasche von Malcolm Campbell befand. Der Durchbruch kam schliesslich, als er den Sohn eines Mannes der damaligen Rennkommission kennenlernte. «Ich erfuhr, dass sein Vater damals Filmaufnahmen gemacht hatte», so Bertschi. «Ganze sieben Jahre lang habe ich gebohrt, bis er mir nur schon ein Foto seines Vaters zur Verfügung stellte. Weitere eineinhalb Jahre später überliess er mir das Filmmaterial.»
Dies sei definitiv eine Rarität, betont der im Raum Lenzburg lebende Bertschi. «Zu dieser Zeit gab es kaum Fotografen, geschweige denn Filmer. Die NZZ beispielsweise hatte jeweils höchstens ein Foto pro Ausgabe drin. Auch die Aargauer Blätterwelt verwendete kaum Bilder.»
Auf einmal so viel gutes Material zu besitzen, konnte Heinz Bertschi kaum fassen. «Erst wollte ich mit dem Material bloss eine Multimedia- Show machen. Doch als ich auf einmal so viel Material beisammen hatte, da wusste ich, dass ein Dok-Film genau das Richtige ist.» Gedacht, getan: Von 2013 bis 2015 arbeitete Bertschi am Film, der den historischen Tag am Hallwilersee zeigt. Der Film ist eine Sammlung an Kurzberichten von Zeitzeugen, Original-Filmaufnahmen, Fotos, Dokumenten und Tonspuren von dem Tag, als der kleine idyllische See Weltgeschichte schrieb. Heinz Bertschi selbst ist als Sprecher zu hören.
Der Film wurde bereits einige Male öffentlich gezeigt. Diesen Sommer wird er nochmals in Open Air Kinos in der Region präsentiert. Am Montag, 25. Juli, ist er im Open Air Kino Schloss Heidegg zu sehen, am Dienstag, 26. Juli im Open Air Kino Wohlen und am Montag, 15. August, können Zuschauer des OpenAir Kinos Aarau in den Genuss der regionalen Weltgeschichte kommen. Eine Tatsache, die Heinz Bertschi sehr freut. «Nur fünf Prozent aller Filme schaffen es ins Kino. Von dem her bin ich sehr glücklich, dass mein Film auf Anklang stösst und öffentlich gezeigt wird.»
Mit dem Film ist Heinz Bertschis Suche nach der Geschichte um Malcolm Campbell jedoch nicht am Ende. Inzwischen habe er bereits neues Material erhalten und er werde wohl auch in naher Zukunft noch mehr bekommen. «Ein Upgrade des Films wird es mit Sicherheit nochmals geben», verspricht er. Danach werde er wohl einfach aus privatem Interesse weiter sammeln. Sein Recherche-Hobby hat inzwischen auf seine Familie abgefärbt. Sein Sohn, der viereinhalbjährige Léon, ist ebenfalls am Weltrekord interessiert. Mit Freude packt er gemeinsam mit seinem Papa regelmässig die Modelle aus und bewundert sie. «Mein Sohn kennt den Film in- und auswendig», sagt Bertschi und lacht. Danach sei es aber Zeit für was Neues. «Ich habe bereits viel Material für einen neuen Dokumentarfilm beisammen», verrät er. Es handle sich dabei wieder um eine regionale, historische Begebenheit, die beinahe in Vergessenheit geraten sei. «Sie ereignete sich im Eis und Schnee», so Bertschi. Mehr könne er noch nicht verraten. Aber man dürfe gespannt sein.
Bettina Siegwart
red@lenzburger-nachrichten.ch
1938 wurde auf dem Hallwilersee ein beeindruckender Weltrekord aufgestellt. Heinz Bertschi lässt dieses historische Ereignis in seinem Dokumentarfilm wieder aufleben.
Lenzburg Es gibt 22 Plätze auf der Welt, an denen Weltrekorde aufgestellt wurden - sei es zu Land oder zu Wasser. 20 dieser Orte werden touristisch genutzt. Es gibt aber zwei Orte, deren historische Bedeutung in Vergessenheit geriet: Locarno und der Hallwilersee. In beiden Fällen war es der Engländer Malcolm Campbell, der jeweils mit unterschiedlichen, schnellen Gefährten einen Rekord brach.
Am Hallwilersee wurde am 17. September 1938 Geschichte geschrieben. Mit seinem selbst konstruierten Rennboot erreichte er mit einer Geschwindigkeit von 210.67 km/h einen Weltrekord. Campbell wurde gross gefeiert - dennoch geriet der Tag am Hallwilersee schnell wieder in Vergessenheit. «Leider», findet Heinz Bertschi, der in der Region Lenzburg wohnt. «Schliesslich war dies ein historischer Tag.»
Vor rund 18 Jahren stiess Heinz Bertschi durch Zufall auf die Geschichte, weil ihm ein Artikel in die Hände fiel. Er suchte damals im Internet nach weiteren Informationen - doch er fand kaum welche. Er schob es darauf, dass das Internet zu dieser Zeit noch nicht ganz so voller Informationen war. Im Jahr 2006 schliesslich fand er beim Aufräumen zu Hause den Zeitungsartikel wieder, der schon acht Jahre zuvor sein Interesse geweckt hatte. Nun wollte er es nochmals wissen und ging auf die Suche. Enttäuscht stellte er fest, dass nach wie vor keine Informationen im Internet zu finden waren. Also beschloss er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Er begann zu recherchieren. Er wühlte im Zeitungsarchiv, in Bibliotheken, suchte Kontakte. Immer weitere Details konnte er finden. Und im Jahr 2008 erhielt er schliesslich einen anonymen Brief.
«Ich erhielt einen Umschlag mit vier Originalfotos dieses Tages», verrät er. Das habe ihn riesig gefreut. Inzwischen wisse er, wer ihm die Fotos zugespielt habe. «Damals hatten wohl auch andere Anspruch darauf, deswegen der anonyme Brief», so Bertschi.
Seine Suche ging weiter und wurde von immer grösseren Erfolgen gekrönt. Im Jahr 2009 stiess er auf 800 Blätter Schreibverkehr. «Wer sucht, der findet», sagt der Familienvater dazu und lacht. Es kam immer mehr dazu: Statuten, Modelle, Werbeartikel von damals, Mäscheli, die sich die Zuschauer damals angesteckt hatten, und vieles mehr. Bertschis grösster Stolz: Der Besitz eines Pennys, der sich während des Weltrekords in der Hosentasche von Malcolm Campbell befand. Der Durchbruch kam schliesslich, als er den Sohn eines Mannes der damaligen Rennkommission kennenlernte. «Ich erfuhr, dass sein Vater damals Filmaufnahmen gemacht hatte», so Bertschi. «Ganze sieben Jahre lang habe ich gebohrt, bis er mir nur schon ein Foto seines Vaters zur Verfügung stellte. Weitere eineinhalb Jahre später überliess er mir das Filmmaterial.»
Dies sei definitiv eine Rarität, betont der im Raum Lenzburg lebende Bertschi. «Zu dieser Zeit gab es kaum Fotografen, geschweige denn Filmer. Die NZZ beispielsweise hatte jeweils höchstens ein Foto pro Ausgabe drin. Auch die Aargauer Blätterwelt verwendete kaum Bilder.»
Auf einmal so viel gutes Material zu besitzen, konnte Heinz Bertschi kaum fassen. «Erst wollte ich mit dem Material bloss eine Multimedia- Show machen. Doch als ich auf einmal so viel Material beisammen hatte, da wusste ich, dass ein Dok-Film genau das Richtige ist.» Gedacht, getan: Von 2013 bis 2015 arbeitete Bertschi am Film, der den historischen Tag am Hallwilersee zeigt. Der Film ist eine Sammlung an Kurzberichten von Zeitzeugen, Original-Filmaufnahmen, Fotos, Dokumenten und Tonspuren von dem Tag, als der kleine idyllische See Weltgeschichte schrieb. Heinz Bertschi selbst ist als Sprecher zu hören.
Der Film wurde bereits einige Male öffentlich gezeigt. Diesen Sommer wird er nochmals in Open Air Kinos in der Region präsentiert. Am Montag, 25. Juli, ist er im Open Air Kino Schloss Heidegg zu sehen, am Dienstag, 26. Juli im Open Air Kino Wohlen und am Montag, 15. August, können Zuschauer des OpenAir Kinos Aarau in den Genuss der regionalen Weltgeschichte kommen. Eine Tatsache, die Heinz Bertschi sehr freut. «Nur fünf Prozent aller Filme schaffen es ins Kino. Von dem her bin ich sehr glücklich, dass mein Film auf Anklang stösst und öffentlich gezeigt wird.»
Mit dem Film ist Heinz Bertschis Suche nach der Geschichte um Malcolm Campbell jedoch nicht am Ende. Inzwischen habe er bereits neues Material erhalten und er werde wohl auch in naher Zukunft noch mehr bekommen. «Ein Upgrade des Films wird es mit Sicherheit nochmals geben», verspricht er. Danach werde er wohl einfach aus privatem Interesse weiter sammeln. Sein Recherche-Hobby hat inzwischen auf seine Familie abgefärbt. Sein Sohn, der viereinhalbjährige Léon, ist ebenfalls am Weltrekord interessiert. Mit Freude packt er gemeinsam mit seinem Papa regelmässig die Modelle aus und bewundert sie. «Mein Sohn kennt den Film in- und auswendig», sagt Bertschi und lacht. Danach sei es aber Zeit für was Neues. «Ich habe bereits viel Material für einen neuen Dokumentarfilm beisammen», verrät er. Es handle sich dabei wieder um eine regionale, historische Begebenheit, die beinahe in Vergessenheit geraten sei. «Sie ereignete sich im Eis und Schnee», so Bertschi. Mehr könne er noch nicht verraten. Aber man dürfe gespannt sein.
Bettina Siegwart
red@lenzburger-nachrichten.ch
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