Geschichtsstunde mal anders

Aarau «Wir hören beide privat gerne Podcasts», beginnt Manuel Näf die Entstehungsgeschichte des Podcasts zu erzählen, den er seit Februar 2022 gemeinsam mit Simon Kalberer hostet. «Simon hat mich dann gefragt, ob ich Interesse hätte, einen Geschichtspodcast zu starten. Es war alles relativ spontan.» Inspiriert hat die beiden ein Podcast namens «Geschichten aus der Geschichte», der ebenfalls von zwei Historikern gehostet wird, aber thematisch nicht eingeschränkt ist. «Ich dachte, es wäre lässig, einen Podcast mit demselben Konzept, aber auf Aarau ausgerichtet, ins Leben zu rufen», führt Simon Kalberer aus. Die Kantonshauptstadt ins Zentrum zu stellen, lag auf der Hand: In Erlinsbach respektive Seengen aufgewachsen, haben die beiden Historiker Aarau unter anderem als Schul- und Wohnort kennengelernt.

Vielfältige Themenbezüge

Bislang haben die beiden über ein Dutzend Podcastfolgen produziert. Sie folgen jeweils demselben Schema: Abwechselnd erzählen sie sich eine Geschichte aus der Vergangenheit Aaraus. Die Themenbezüge sind dabei vielfältig, wie ein Blick auf die Titel der Folgen zeigt: «Von Aarau nach Jerusalem – Die Reise des Daniel Ecklin» beschäftigt sich beispielsweise mit der Palästinareise des Aarauer Apothekers im 16. Jahrhundert, während «Aaraus letzter Aufstand 1798» einen Blick hinter die Kulissen der Aarauer Revolution wirft.

Eine Verbindung schaffen

Mit dem Podcast möchten die beiden eine Verbindung von lokaler Geschichte zu den übergeordneten, bekannten Narrativen schaffen. «Im Geschichtsunterricht stehen zumeist die grösseren Zusammenhänge im Vordergrund; lokale Geschichte ist nicht wirklich präsent», hält Simon Kalberer fest. «Viele haben in ihrer Schulzeit Geschichte als ein Fach erlebt, in dem man in erster Linie Fakten wie Jahreszahlen auswendig lernen muss – auch damit möchten wir aufräumen und zeigen, dass Geschichte durchaus mehr als das sein kann», pflichtet ihm Manuel Näf schmunzelnd bei. Generell soll der Podcast eine Möglichkeit bieten, niederschwellig mit der Geschichte Aaraus in Kontakt zu treten: «Die Folgen bauen inhaltlich auch nicht aufeinander auf, somit kann man sich beliebig jene rauspicken und anhören, die einen interessieren», fügt Simon Kalberer an.

Feedback ist willkommen

Das Medium Podcast eigne sich überdies besonders gut zur Vermittlung von historischem Wissen, wie Manuel Näf findet: «Geschichte ist grundsätzlich etwas, das man weitererzählt. Wir sind auch nicht gross auf Visualisierungen angewiesen, wie dies beispielsweise bei Naturwissenschaften der Fall wäre.» Vorwissen, um sich den Podcast anzuhören, brauche es in dem Sinne übrigens nicht: «Wir sprechen mit dem Podcast kein Fachpublikum an», stellt Simon Kalberer klar. Die beiden Historiker freuen sich des Weiteren jederzeit über Feedback oder auch Themenvorschläge via Social Media oder per Mail (siehe Infobox), wie sie sagen.

Auch für Hörende ausserhalb Aaraus interessant

Aufgenommen wird der Podcast jeweils bei Simon Kalberer zu Hause. «Ich war zuvor bereits im Besitz von einem Mikrofon», kommentiert Manuel Näf und fügt hinzu: «Da es für uns nach wie vor ein Hobby ist, macht es noch mehr Spass, wenn dieses Flair von ‹Self Made› erhalten bleibt.» Auf die Frage, ob die beiden Podcaster noch abschliessende Worte an die Leserschaft richten möchten, antwortet Simon Kalberer: «Ich lege den Podcast allen ans Herz, die in Aarau und Umgebung leben und sich für Geschichte interessieren. Man kann ihn natürlich aber auch hören, wenn man ausserhalb lebt, da der historische Bezug in den Folgen über die Stadtgrenzen hinausgeht.»

Text Lars Gabriel Meier